Schon mal ein Auto ersteigert? Nein, nicht Online wie bei e-bay. So richtig mit Schreier und Hammer? Wir haben's gewagt und besitzen seit Sonntag ein Auto! Doch der Reihe nach....
Japaner sind schon interessante Leute: Die kaufen ein Auto, machen an dem Auto rein gar nichts, kein Service, keine Wartung, kein Ölwechsel. Worte wie Zahnriemen sind Fremdwörter. Wie kommen die damit klar? Ganz einfach: Sie fahren das Auto ein paar Jahre und anstelle einen Service durchzuführen verkaufen die einfach Ihr Auto und kaufen ein neues Auto. Auch nicht schlecht, gell...?
Schlaue Firmen in Neuseeland kaufen diese Autos und importieren diese dann in Neuseeland. Ergo denkt man (zumindest bzgl. den Autos), dass man mehr in Japan als in Neuseeland ist. Diese Autos werden dann bei einer Auktion versteigert....
Die Versteigerung kann man sich so vorstellen: Grosse Halle, ca. 100 Autos, völlig unterschiedliche Qualität der Autos. Die Autos werden dann in drei Reihen aufgestellt, davor ein Pult mit eben diesem Marktschreier. Und wenn der mit dem Hammer auf sein Pult haut, ist das Auto verkauft.
Der Haken an der Sache ist die, den ganzen Ablauf zu kapieren. Nicht generell, sondern eher die kleinen Feinheiten....
Also, Auto kommt angefahren. Dann schnattert der Marktschreier auch schon los. " Ten fa" brüllt der in die Runde. "Fa" ?? Was ist denn das für 'ne Zahl. Kiwi-Slang? Stirnrunzeln auf unserer Seite. Weiterverfolgen. Jetzt geht der Preis runter. Nanu, ich dachte der Preis geht bei einer Versteigerung hoch? Ooooppppsss ! Aha, jetzt hat einer geboten. Hilfreich ist da die digitale Anzeige des Gebots auf einem Monitor. So langsam kommen wir hinter dem Zahlen-Wirrwarr: Ten ist Zehn, klar. Und "Fa" heißt "Fünf" !! Und anstelle "one thousand" wir einfach "ten" gesagt. Aha, also Hunderterschritte. Diese Erkenntnis hat uns schon einmal viel geholfen.
Doch was passiert beim Bieten: Mal geht's um zweihundert Dollar hoch, mal um hundert, mal um fünfzig. Irgendwelche Geheimzeichen, die mal als Bieter noch kennen muss? Ein Blick in die Runde. Nein, ein Geheimzeichen bei den Bietern scheint es nicht zu geben. Also wieder zurück zu dem Marktschreier. Ein Tonband mit dreifacher Geschwindigkeit abspielen ist nichts gegen die Geschwindigkeit von diesem Marktschreier. Abartig, diese speed!
Aha, jetzt haben wir's: Hebt der Marktschreier seine Hände und form mit seinen Fingern ein V-Zeichen (Victory???) heißt das "two hundret", ein einzelner Zeigefinger (andere Bedeutung als in Europa) bedeutet "hundert" und Zeigefinger beruehrt Daumen bedeutet "Fünfzig". Wir verfolgen mit Spannung die nächsten Gebote. Und tatsächlich, es funktioniert, wir haben die Geheimzeichen entdeckt (fast so spannend wie ein Harry "Du-weisst-schon-wer").
Jetzt reicht’s erst einmal. Die Halle stinkt nach Abgasen, und die sicherlich mehr als Millionen Wörter , die in der letzten Stunde auf uns eingeprasselt sind, haben uns gänzlich erschlagen.
Ein paar Tage später waren wir dann wieder bei einer Auktion (17.10.). Haben uns Profi-massig die autos angeguckt, Motorhaube auf und fachmännisch an irgendwelchen Käbelchen gezupft. Probefahrten sind schwierig, manchmal darf man im Hof eine kleine Runde drehen. Wir haben uns dann ein Auto mal rausgesucht. Ralf hat auch zweimal geboten, wurde dann aber im Folgenden gnadenlos überboten. Nichts mit Schnäppchen. Also wieder raus ohne Auto.....
Am letzten Sonntag wieder hin (21.10.). Jetzt waren die Autos schon besser. Haben in der Zwischenzeit uns weiter schlau gemacht, auf was wir so achten müssen und welche Marken wir doch bevorzugt auswählen sollten.
Und schon wird unsere erst Wahl vorgefahren. Der erste Preis wird genannt, keine Regung im Auditorium. Dann hebe ich meine Hand. Ein bisschen Herzklopfen, "ja, dieses Auto wollen wir haben". Der Marktschreier nimmt mein Angebot an. Und er ruft, dass er ein höheres Gebot haben möchte. Nichts tut sich im Auditorium? War unsere Wahl doch schlecht, hat das Auto doch ne Macke und wir haben es bloß nicht erkannt, aber alle anderen die hier sitzen , wissen , was das für ein Schrott ist, auf den wir hier bieten. Erste Zweifel kommen auf. Der Marktschreier bittet um winzige 50 Dollar, "biiieeeeeetttteeee". Nichts regt sich im Auditorium. Ich lege meine Zweifel beiseite, "wird schon passen", denke ich mir.
Er brüllt, "zum ersten", Hundeblick in die Runde, nur Fünfzig mehr, keine Regung, keiner bietet, und dann zack-zack, "zwei, drei - it's yours", der Hammer fällt. Ein Schreier geht durch die Halle (das war ich), - yuphie, wir haben ein Auto. Hach, Und dann noch für einen tollen Preis.
Und das ist unser Auto: Toyota Caldina, weiß, Kombi, 100.000km. Das war top!
Ein paar Tage später haben wir bei einer AA (ADAC) Werkstatt noch einen kompletten Check gemacht. Da kamen dann nochmals $800 dazu, was durchaus in Ordnung ist. Jetzt haben wir also ein wirklich schickes Auto und hoffentlich lässt es uns auch nicht im Stich.
PS: Jannik hat hinten sogar getönte Scheiben und einen eigenen Knopf für den Fensterheber. Alles elektrisch natürlich.....
Friday, November 2, 2007
Autokauf
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